Seit dem Jahr 1488 hält der Hof Wolbring in Bocholt seine Tradition des landwirtschaftlichen Familienbetriebes aufrecht. Diese Tradition möchte der Landwirtschaftsbetrieb auch die nächsten 600 Jahre weiterführen und setzt sich nun seit 2005 aktiv für eine nachhaltige Energieversorgung ein.
Dafür plant die Wolbring GbR eine Erweiterung des Nahwärmenetzes in der Ortschaft Mussum der Gemeinde Bocholt. Bereits seit 2005 betreibt die Wolbring GbR ein Nahwärmenetz und versorgt das Wohnhaus der Familie Wolbring, einen Nachbarhof, die Gasverdichterstation der Bocholter Energie und Wasserversorgung GmbH (BEW) und die örtliche Kreuzschule Mussum mit regenerativer Wärme. Nun möchte der Betrieb die Ortschaft erschließen und damit fossile Energieträger zur Wärmeversorung ersetzen. Dafür dient ein regeneratives Speicherkraftwerk als Energieerzeuger des Wärmenetzes:
Das Regenerative Speicherkraftwerk
„Ein regeneratives Speicherkraftwerk ist eine Kombination aus Kraftwerk und Energiespeicher. Es produziert Strom und Wärme blockweise – individuell abhängig vom Bedarf. Die erzeugte Wärme wird in einem Wärmespeicher zwischengespeichert und in das Wärmenetz eingespeist, wenn sie benötigt wird.
Der erzeugte Strom wird zu Hochpreiszeiten in das öffentliche Stromnetz abgegeben – immer dann, wenn nicht genug Strom aus Wind und Sonne zur Verfügung steht. Ein Speicherkraftwerk kann mit Biogas aus einer bestehenden Biogasanlage oder als Neuanlage realisiert werden.”
Weitere Informationen unter: https://www.regeneratives-speicherkraftwerk.de/
Das regenerative Speicherkraftwerk der Wolbring GbR besteht aus einer flexibilisierten Biogasanlage mit großem Biogasspeicher, zwei Blockheizkraftwerken (BHKWs) mit einer Gesamtleistung von etwa 2,5 MW und einem 1.000 m³ Wärmespeicher. „Mit diesem Konzept wird eine kontinuierliche Wärmeversorgung gewährleistet, auch bei kurzzeitigem Ausfall der Motoren. Das lässt uns viel entspannter arbeiten und wir können garantieren, dass zu 100 % durchgehend Wärme geliefert wird.“, so Josef Wolbring, Geschäftsführer der Wolbring GbR.
Die Planung erfolgt durch die Zusammenarbeit mit der Energethik Ingeneuergesellschaft mbH. Das Planungsbüro stellte den Kontakt zum INTERREG-Projekt Task Force Wärmewende her und organisierte den Antrag auf einen Wärmegutschein. Der Wärmegutschein ermöglicht es, das Potenzial der Bioenergie auszuschöpfen und in Form einer Machbarkeitsstudie ein intelligentes Wärmekonzept für die Ortschaft zu entwickeln. Das Erschließungsgebiet der Machbarkeitsstudie ist in der folgenden Grafik dargestellt:
In den nächsten Monaten wird die Wärmekundenakquise durchgeführt. Dabei soll neben privaten Haushalten auch die Industrie mit erschlossen werden. „Wenn wir die Restwärme der Industrie mitnutzen, können wir mehr Wärme bereitstellen und damit mehr Wärmekunden an das Netz anschließen.“, so Josef Wolbring.
Das Vorhaben ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Wärmeversorgung in Bocholt.
Das Gespräch führte Piriyanha Sivabalasingam von der FH Münster am 11.02.2021.