Gemeinschaftliches Wohnprojekt mit nachhaltiger Energieversorgung in Osnabrück – WENGE-Quartier im Landwehrviertel

Darstellung des geplanten WENGE-Quartiers / Copyright WENGEOS eG

Wohnraumknappheit, Klimawandel, zugeparkte Städte und zunehmende soziale Distanz sind verschiedene Herausforderungen unserer Zeit, welchen das gemeinschaftliche Wohnprojekt der WENGEOS mit dem WENGE-Quartier im Landwehrviertel in Osnabrück mit einem ganzheitlicheren Ansatz begegnen will. Bei dem Baustein der nachhaltigen Wärmeversorgung wird das Projekt nun mit einem „Wärmegutschein“ von Task Force Wärmewende unterstützt.

„Es geht um ein nachhaltiges Gemeinschaftsprojekt, welches mehrere Bausteine beinhaltet“ sagt Lutz Igelmann, Planer und Mitinitiator der Wohnungs- und Energiegenossenschaft Osnabrück (WENGEOS). Ein Baustein im Konzept für die 53 barrierearmen Mietwohnungen in den sieben geplanten Gebäuden ist das Wohnen in einer solidarischen Nachbarschaft, die z.B. über gemeinsam genutzte Räume wie eine Wasch- und Trockner-Lounge verfügt, die Gemeinschaft in den Vordergrund stellt und offen ist für alle gesellschaftlichen Schichten und Generationen.

Zudem ist ein Mobilitätskonzept mit E-Carsharing und gemeinsam nutzbaren elektrischen Lastenfahrrädern geplant und auch die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs soll über die Mietkosten mit abgedeckt werden.

Hohe Energieeffizienz und niedriger CO2-Ausstoß: Der Nachhaltigkeitsgedanke und der ganzheitliche Ansatz liegen im Fokus

Weitere Bausteine aus städtebaulicher Sicht sind zudem die Nachhaltigkeit der verwendeten Baumaterialien sowie die auf möglichst geringe CO2-Emissionen ausgelegte Energieversorgung. „Es werden Materialien verwendet, die ressourcenschonend sind, d.h. gebaut wird in Holzbauweise. Zudem zielen wir darauf ab, dass wir auch eine entsprechende Energiebilanz sowie eine entsprechende CO2-Bilanz haben.“, so Igelmann.

Die Gebäude werden demnach den neuesten Standard der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erfüllen und als Effizienzhaus 40 EE gebaut. Dementsprechend wird auch die Energieerzeugung für die Gebäude vor Ort aus erneuerbaren Energien (EE) realisiert.
Der Strom, welcher in den Gebäuden sowohl für die Wohneinheiten wie auch für die erwähnten, gemeinschaftlich nutzbaren E-Cars und E-Lastenräder sowie Trockner und Waschmaschinen benötigt wird, soll über eigene Photovoltaikanlagen auf den Dächern und an den Fassaden bereitgestellt werden und die benötigte Wärme kommt mittels Geothermie aus dem Boden und über ein Nahwärmenetz zu den Wohnungen.

Machbarkeitsstudie untersucht die nachhaltige Wärmeversorgung über Geothermie

Der Baustein der Wärmeversorgung über Geothermie wird über die Machbarkeitsstudie untersucht, welche durch den „Wärmegutschein“ von Task Force Wärmewende gefördert wird. Hier geht es um die Ausarbeitung der geeignetsten Wärmeversorgungslösung für das WENGE-Quartier. Derzeit werden Probebohrungen vorgenommen, um die geothermische Ergiebigkeit des Bodens zu prüfen und zu entscheiden, ob die Wärmeentnahme über Erdwärmesonden aus dem Boden oder über die Nutzung der Grundwasserschichten erfolgen kann.

Die entnommene Wärme wird dann in der fertigen Anlage bei niedrigen Temperaturen durch ein sogenanntes „kaltes Wärmenetz“ zu den Gebäuden transportiert, wo dezentrale Wärmepumpen die Temperaturen für die Raumheizung und das Warmwasser auf die erforderliche Höhe heben sollen. Diese gemeinschaftliche Versorgung reduziert Anlagen- und Betriebskosten und steigert die Effizienz gegenüber Einzellösungen. Gleichzeitig wird durch die dezentralen Wärmepumpen eine hohe Redundanz und Betriebssicherheit erreicht.

Grundsätzlich übertragbar auf jede andere Kommune in Deutschland oder auch europaweit

Da das Projekt viele Herausforderungen angeht, welchen sich unsere Gesellschaft derzeit stellen muss, stellt sich die Frage, ob das Konzept auf andere Kommunen übertragbar ist. Lutz Igelmann ist überzeugt davon: „Das Projekt ist grundsätzlich übertragbar auf jede andere Kommune in Deutschland oder auch europaweit.“

Wichtig dabei ist die Zusammenarbeit mit der Kommune, vor allem beim Mobilitätskonzept war dies in Osnabrück wichtig. Schaut man im Speziellen auf die Wärmeversorgung mittels Geothermie ist zudem die jeweilige Bodenbeschaffenheit vor Ort entscheidend dafür, ob und welche Mengen an Wärme daraus gewonnen werden können.

Die Wohnungswirtschaft braucht einen Richtungswechsel

Der Initiator Igelmann ist überzeugt vom WENGE-Konzept und freut sich über die Möglichkeit der Förderung durch das INTERREG-Projekt Task Force Wärmewende für eine solche Zusammenarbeit: „Mich begeistert das gesamte komplexe Projekt, weil es im Grunde genommen das ist, wo die Wohnungswirtschaft in Zukunft hinsteuern muss, aus Klimaschutzgründen aber auch aus gesellschaftlichen Gründen“.

Das Gespräch führte Christian Käufler von der FH Münster mit Lutz Igelmann von der WENGEOS am 14.09.2021.

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