Wohnen ohne Erdgas – das ist die Zukunft. In den Niederlanden muss noch viel getan werden, um bis 2050 alle Haushalte von Gas zu trennen, aber in dem Groninger Dorf Loppersum werden bereits große Fortschritte gemacht. Die Gemeinde Eemsdelta will ein erdgasfreies Wärmenetz errichten. Aber wie geht man dabei vor? Und ist Solarthermie dabei vielleicht eine Option?
Das Ziel von Loppersum ist es, bis 2023 mindestens 59 Haushalte und 4 Nutzgebäude an dieses erdgasfreie Wärmenetz anzuschließen. Die Wohnungen innerhalb dieses Wärmenetzes entsprechen im Durchschnitt 2,2 Wohneinheit-Äquivalenten (1 WEQ = 30 GJ/Jahr). Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Wärmenetz aus finanzieller Sicht die attraktivste Option ist. Die Herausforderung dieses Wärmenetzes liegt in seiner geringen Größe, nämlich nur auf ein Dorf beschränkt, aber auch in der möglichen Nutzung der Solarthermie.
Die Auslegung der Heizzentrale basiert auf 111 Anschlüssen. Der Wärmebedarf liegt bei 6.590 GJ/Jahr und die Gesamtanschlussleistung bei 1.928 kW. Das Wärmenetz ist für Temperaturen bis zu 90 °C geeignet. Den Kunden steht sowohl für die Heizung als auch für das Leitungswasser eine Temperatur von 70 °C zur Verfügung. Die Kosten für Heizung und Warmwasser dürfen nicht höher sein als bei der Verwendung von Erdgas. Die Gaskessel für Spitzenlastversorgung werden auf grünes Gas/Biogas umgestellt.
Menno Visser von der Gemeinde Eemsdelta weist darauf hin, dass die Möglichkeiten der Solarthermie bisher nur in begrenztem Umfang erforscht wurden: „Aufgrund der Komplexität und der hohen Kosten wurde die Forschung seinerzeit zurückgestellt. Deshalb spielt die Solarthermie im derzeitigen Wärmenetz noch keine Rolle“. Der nun vergebene INTERREG-Wärmegutschein bietet die Möglichkeit, das Projekt wieder aufzugreifen und zu untersuchen, ob die Speicherung von Wärme aus Sonnenlicht eine geeignete nachhaltige Quelle zur Versorgung des Wärmenetzes ist. Wenn sich dies als machbar erweist, kann es als zusätzliche Wärmequelle genutzt werden, was zu einem geringeren Stromverbrauch führen wird, da die Wärmepumpen dann weniger arbeiten müssen. Ziel ist es, mindestens 10 % der Wärme mit Solarthermie zu erzeugen.
Die Machbarkeitsstudie zur Nutzung der Solarthermie muss mehr Klarheit darüber schaffen, ob diese 10 % tatsächlich realisierbar sind, aber auch darüber, wie viel Fläche benötigt wird. Ist diese verfügbar und werden zusätzliche Speichersysteme benötigt? Auch der Kostenaspekt wird erörtert: Wie hoch sind die Investitions- und Betriebskosten? Und was wird es letztendlich pro GJ Wärme kosten? All diese Fragen sollen verdeutlichen, ob es sich lohnt, die Solarthermie im geplanten Wärmenetz Loppersum zu nutzen.