Bad Zwischenahn: Klimaneutrale Quartiersversorgung des Neubaugebiets Sandweg

geplantes Baugebiet in Petersfehn / Grafik: Gemeinde Bad Zwischenahn

Das Projekt

Das Projekt untersucht über eine Potenzialstudie die Möglichkeiten einer klimaneutralen Quartiersversorgung für das Neubaugebiet „Sandweg“ im Ortsteil Petersfehn der niedersächsische Gemeinde Bad Zwischenahn.

Ausgangssituation

Für die Entwicklung von Wohnbauland soll in der Bauernschaft Petersfehn I auf einer rund 4,7 Hektar großen Fläche ein Neubaugebiet entstehen. Dabei sollen bis zu 86 Wohneinheiten auf 57 Bauplätzen entstehen. Auf verschiedenen Ebenen soll dabei der Klimaschutz berücksichtigt werden.

Konzept und Alleinstellungsmerkmal

Zur Umsetzung des kommunalen Klimaschutzes sollen sowohl auf Ebene der Bauleitplanung, der Erschließungsplanung (u.a. Versorgungsstruktur) als auch in den nachgelagerten Vertragsverfahren (Grundstückskaufvertrag) Maßnahmen zum Klimaschutz berücksichtigt werden. Im Wesentlichen geht es hierbei um die Idee und ersten Prüfung der Errichtung eines zentralen kalten Wärmenetzes. Weiterhin schreibt die Gemeinde eine verpflichtende Dachbegründung, die energetisch kompakte Bauweise, mindestens den Effizienzhausstandard 40 und eine Regenwasserspeicherung vor. Erstmalig wird damit in einem neuen Baugebiet der Gemeinde ein Effizienzhaus-Standard (EHS) vorgeschrieben, der deutlich über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus geht. Die Machbarkeitsstudie soll die Möglichkeit der netzgebundenen Wärmeversorgung über „kalte Nahwärme“ sowie weitere Alternativen prüfen.

Technologien

Folgende Technologien und Wärmequellen sollen eingesetzt werden:

  • KfW-EHS 40 oder Passivhausstandard
  • Luft/Wasser-Wärmepumpen (Umgebungsluft)
  • Photovoltaik (PV)
  • Kaltes Nahwärmenetz
  • Erdwärme-Sonden und Sole/Wasser-Wärmepumpen

Akteure

  • Gemeinde Bad Zwischenahn
  • Planungsbüro
  • Lokale Fachfirmen und Handwerk

Kennzahlen: Erwartete wirtschaftliche, klimatische und energetische Effekte

wirtschaftlicher Mehrwert

Der wirtschaftliche Mehrwert entsteht durch die Investitionen in den Klimaschutz. Bauleute können von möglichen Förderungen und Prämien profitieren und haben deutlich niedrigere Nebenkosten im Betrieb der Anlagen. Zudem werden Strom und Wärme zusammengedacht und die Potentiale für die dezentrale Photovoltaikstromversorgung mitberücksichtigt. Es soll gezeigt werden, dass auch für zukünftige Baugebiete die vermehrte PV-Installation sinnvoll ist und hier einige Betreibermodelle möglich sind. Dabei entsteht zudem ein wirtschaftlicher Mehrwert für lokale Akteure aus Handwerk und Fachbetrieben.

Bereitstellung erneuerbarer Energien

Der Primärenergiebedarf der geplanten Gebäude soll nach Möglichkeit komplett regenerativ bereitgestellt werden. Die ermittelten Szenarien gehen von einem gesamten Stromverbrauch für Wärme (Netz-Pumpen und Wärmepumpen), Haushaltsstrom sowie Ladestrom für Elektrofahrzeuge zwischen rund 570 MWh/a und 685 MWh/a aus, welche bilanzielle über die mögliche Photovoltaikstromproduktion vor Ort gedeckt werden könnte.

CO2-Reduktion

Im besten Fall treten aufgrund des vor Ort erzeugten Stroms und der Nutzung von Umweltwärme über Wärmepumpen nahezu keine CO2-Emissionen im Betrieb auf. Auch die Nutzung eines immer stärker regenerativ erzeugten Netzstroms verursacht weniger CO2-Emissionen als der Einsatz von Erdgas als Vergleichsfall.

Energieeinsparungen / Energieeffizienz

Durch den Mindeststandard KfW-EHS 40 bis hin zu Passivhausstandard sowie den Einsatz regenerativer und lokal erzeugter Energie weist das Projekt eine sehr hohe Energieeffizienz auf. Damit wird zu einem Vergleichsfall mit Erdgasversorgung ebenfalls viel Primärenergie eingespart.

Übertragbarkeit

Potenzial für eine nachhaltige Wärmeversorgung in der Region

Die gesammelten Erfahrungen sollen – vor allem wenn sich für die kalte Nahwärme entschieden wird – auf weitere Baugebiete der Gemeinde angewendet werden. Zudem können die Ergebnisse auf Kreis-Ebene sowie auch darüber hinaus Nachahmer finden, da die Gemeinde gerne auch Vorreiter in der Region für klimafreundliche Bauleitplanung werden möchte.

Ergebnisse

Die Studie hat ergeben, dass der Einsatz von Luft/Wasser-Wärmepumpen sowie Erdwärmesonden im Projektgebiet am besten möglich ist. Es wurden zwei individuelle Versorgungsvarianten (VV) mit zwei gemeinschaftlichen VV verglichen je einmal mit EHS 40 und einmal mit Passivhausstandard. Die individuellen Varianten kombinieren individuelle Luft/Wasser-Wärmepumpen mit PV-Anlagen. Bei den gemeinschaftlichen Varianten kommen Erdwärmesonden, ein kaltes Nahwärmenetz sowie Sole/Wasser-Wärmepumpen und PV-Anlagen zum Einsatz.

Im Ergebnis sind die gemeinschaftlichen Versorgungsvarianten langlebiger und haben geringere Vollwärmekosten bei ähnlichen Investitionskosten. Über eine PV-Produktion auf allen Dächern kann der Stromverbrauch bilanziell komplett eigenständig gedeckt werden. Auch die Unabhängigkeit von steigenden Marktpreisen sowie die Versorgungssicherheit ist ein Vorteil der lokalen Energieerzeugung.

Download

Die Studie kann nachfolgend heruntergeladen werden:

Machbarkeitsstudie

Kosten:21.420 €
Förderung:9.639 €
Laufzeit der Studie:06.10.2021 – 14.02.2022

Antragssteller

Gemeinde Bad Zwischenahn
Am Brink 9
26160 Bad Zwischenahn
www.bad-zwischenahn.de

Durchführendes Unternehmen

schäffler sinnogy
Kartäuserstrasse 49
79102 Freiburg
www.schaeffler-sinnogy.de

Weitere Infos

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